Fernwärme-Streit: Bürger sammeln Spenden
Die Stadtwerke-Kunden, die sich gegen überhöhte Fernwärmepreise wehren, appellieren jetzt an die Solidarität der Lübecker. Um ihren juristischen Widerstand zu finanzieren, haben sie ein Spendenkonto eingerichtet. Einen Euro und gerne auch mehr sollen die Lübecker überweisen.
(28. Oktober 2003) Anita Aumüller, Sprecherin der Fernwärmekunden in St. Lorenz-Nord, hat das Spendenkonto bei der Sparkasse zu Lübeck eingerichtet (Konto 112-324454, BLZ 23050101, Stichwort: Kampf für bezahlbare Fernwärme). Mitverantwortlich zeichnen Peter Bruhn und Peter Rienau. Alle drei sind Mitglied im Bund der Energieverbraucher, der die Bürger im Streit mit der Stadtwerke-Tochter "Energie und Wasser Lübeck" (EWL) unterstützt.

"Der juristische Beistand ist nicht zum Nulltarif zu haben", sagt Rentnerin Aumüller, "unsere Anwälte wollen bezahlt werden." Drei Rechtsvertreter wurden um Mitarbeit gebeten.
Voraussichtlich beim nächsten Fernwärme-Stammtisch am 17. Juli im Ratskeller wollen die Bürger entscheiden, ob sie gegen die EWL klagen. Aumüller und ihre Mitstreiter hoffen, dass auch die Wohnungsbaugesellschaften einen Beitrag zum Kampf gegen die Fernwärmepreise beitragen.
Das Konto sei so eingerichtet, dass bis auf eine Kontoführungsgebühr von 6,50 Euro im Monat jeder Cent für den juristischen Widerstand zur Verfügung stehe. Für größere Spenden werden Bescheinigungen ausgestellt. Außerdem werden die Kontoinhaber die Verwendung der eingegangenen Gelder öffentlich nachweisen.
Ein Flyer, der in etlichen Haushalten verteilt werden soll und die Aktion erläutert, ist in Arbeit.
Über die Summen, die möglicherweise eingehen, will Aumüller nicht spekulieren. Solidarität erhoffen sich die Initiatoren vor allem von den immerhin 22 000 Fernwärmekunden in der Stadt.
Gunhild Duske vom Bund der Energieverbraucher und frühere Lübecker Senatorin: "Wenn jeder von ihnen einen Euro spendet, können wir davon gute Anwälte bezahlen." Hohe Nachzahlungsforderungen der EWL für das Jahr 2001 hatten Hunderte Kunden im vergangenen Jahr auf die Barrikaden getrieben.

Informationsstand in der Fußgängerzone wirbt für Solidarität: Gunhild Duske, Anita Aumüller, Herta Liedl (von links).
Die Betroffenen organisierten sich, drohten mit Klagen und zwangen die Politik, sich einzumischen. Der Hauptausschuss der Bürgerschaft setzte daraufhin das Rechnungsprüfungsamt in Marsch.
Der Bericht liegt seit Monaten vor, wurde aber von der Bürgerschaft hinter verschlossenen Türen behandelt. Auf Drängen der Betroffenen liegt das Papier nun öffentlich aus und kann beim Rechnungsprüfungsamt am Meesenring nach Anmeldung (Telefon 122 71 33) eingesehen werden.
Ein bundesweit bislang einmaliges Schlichtungsverfahren zwischen den Stadtwerken und dem Bund der Energieverbraucher als Sprachrohr der Betroffenen endete dagegen mit einer Niederlage für die Bürger. Die EWL brach das Verfahren Anfang Juni ab.
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