Archiv der Regionalgruppe Lübeck 2004 und 2005
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Segment-ID: 7866(11.12.05) Die sozialen Organisationen von Caritas bis Schuldnerberatung schlagen Alarm: Die Zahl der Haushalte ohne Strom habe besorgniserregend zugenommen. weiter lesen
Kein Strom! Dunkler Advent für 2500 Lübecker
(11.12.2005) Die sozialen Organisationen von Caritas bis Schuldnerberatung schlagen Alarm: Die Zahl der Haushalte ohne Strom habe in der Hansestadt besorgniserregend zugenommen. Das berichtet Kai Dordowsky in den Lübecker Nachrichten. Dem örtlichen Versorger, der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Lübeck (EWL), werfen sie wenige Tage vor dem Fest der Liebe soziale Kälte vor.
Auch die Kirche macht sich Sorgen um Menschen ohne Strom. Die Bürgerschaft hat eine Härtefallregelung für säumige Kunden gerade abgelehnt. Nach Angaben der EWL haben derzeit 1240 Haushalte in Lübeck und Umgebung keinen Strom. Betroffen sein dürften mindestens 2500 Menschen.
Alten, Kranken, Armen, Familien mit kleinen Kindern und Hartz-IV-Empfängern würde rigoroser als früher der Strom abgestellt, wenn die Zahlungen ausblieben, stellt der Arbeitskreis Soziales fest. "Oft sind gerade Kinder und Säuglinge die Leidtragenden", warnen die Sozialverbände. Der Versorger treibe Außenstände ohne Rücksicht auf die teilweise gravierenden Folgen für die Betroffenen ein. In dem Arbeitskreis sind über 20 Hilfsorganisationen und Beratungsstellen von der Arbeitslosenselbsthilfe über die Gemeindediakonie bis zum Mieterverein vertreten.
Die betroffenen Haushalte würden ihre Wohnungen mit Kerzenlicht und Ofenheizung versorgen - "und das teilweise über Wochen", berichtet Dorothee Martini, stellvertretende Geschäftsführerin des Caritasverbandes. "Die Menschen sitzen in kalten Wohnungen", bestätigt Helga Lenz von der Humanistischen Union, die aus eigener Tasche die Außenstände einer Frau mit sieben Kindern beglichen hat. Lenz: "Früher wurde Familien mit Kindern unter drei Jahren nicht der Strom abgestellt."
Die Lübecker Regionalgruppe im Bund der Energieverbraucher sorgt sich um die "Menschen, die aus verschämter Armut nicht zur Sozialberatungsstelle gehen" und stattdessen im Dunkeln hocken. Sprecherin Gunhild Duske: "Dunkelhaft in den eigenen vier Wänden hat noch niemanden aus seinen Problemen herausgeholt." Auch die evangelische Kirche ist auf das Problem aufmerksam geworden und sucht das Gespräch mit dem Energieversorger. Die Sozialverbände fordern von Politik und EWL, eine Härtefallregelung für die betroffenen Haushalte einzuführen.
350 Stromsperrungen nimmt die EWL monatlich vor. 320 waren es vor einem Jahr. 1.240 Haushalte leben aktuell ohne Strom. Rund 135.000 Stromkunden hat die EWL. Zum Vergleich: In Kiel sind es 1.100 Gesperrte bei 200.000 Kunden. E.on Hanse mit 700.000 Stromkunden in Schleswig-Holstein verweigert Zahlen zu gesperrten Haushalten.
210.000 Mahnungen schickt die EWL jährlich raus. Die Außenstände sollen Millionen betragen. "Wir müssen im Interesse unserer pünktlichen Zahler die Außenstände eintreiben", sagt Stadtwerke-Sprecher Lars Hertrampf. Das Unternehmen hat aber festgestellt, dass Stromschulden immer häufiger keine Frage der Moral, sondern des Geldbeutels sind. Früher haben 95 Prozent der gesperrten Haushalte ihre Schulden innerhalb von drei bis vier Tagen beglichen. Eine aktuelle Stichprobe zeigt: Das schaffen nur noch 30 Prozent. Hertrampf: "Immer öfter bitten auch Kunden um Stundung oder Ratenzahlung, die früher völlig unauffällig waren."
Während sich das Unternehmen Gedanken über eine sozialverträgliche Lösung macht, sieht sich die Bürgerschaft außerstande zu helfen. Ein Antrag aus der Einwohnerversammlung, eine Härtefallregelung für säumige Zahler einzuführen, wurde Ende November mit Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt.
"Energie-Stammtisch"
schließen(31.10.05) Kritische Energiekunden lassen sich nicht so leicht in die Irre führen. weiter lesen
Black-Box-Bluff: "EWL öffnet ihre Bücher!"
(31.10.2005) Kritische Energiekunden lassen sich nicht so leicht in die Irre führen.
Die EWL hat eben nicht ihre Bücher geöffnet, sie hat nicht die Kalkulationsgrundlagen - wie von den kritischen KundInnen gefordert - offen gelegt.
Sie versucht erneut mit Teilinformationen bzw. Halbwahrheiten der Forderung nach Transparenz der Preisbildung aus dem Weg zu gehen. Mit der Absicht, wieder einige KundInnen einzuschüchtern und einen Jagdschein für die nächste Preiserhöhung zu erhalten.
Mit zwei Zetteln: Prozentangaben über Roherträge und einer Grafik zur Ölpreisentwicklung ist nicht annähernd die Billigkeit der Preise nach § 315 BGB gerichtsfest erwiesen. Der Einspruch der EWL-Kundinnen ist damit nicht entkräftet. E.on-Hanse, ehemaliger Wunschpartner der EWL macht es mit seinen KundInnen ebenso. Ob die Bezugskosten für Gas tatsächlich seit Januar um 6 ct/kwh gestiegen sind, können die KundInnen nach wie vor nicht nachprüfen. Die Preisbildung ist eine "black box", bei der für uns KundInnen seit Oktober 2004 permanente Preissteigerungen herauskommen.
Die Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis ist lt. Kartellamtspräsident Ulf Böge längst überholt. Auch enthalten nicht alle Importverträge diese Kopplung, was zeigt, dass es keine sachlich begründbare Notwendigkeit dafür gibt. Die Frage ist, ob diejenigen Unternehmen, die (groß-)zügig gestiegene Gasbezugskosten an die Kunden weitergeben, ebenso zügig bei Senkungen ihrer Kosten auch die Preise senken.
Ulf Böge: "... wir können aber nicht unterstellen, dass die zugrunde liegenden Basispreise nicht auch überhöht sind. Die 1:1-Umsetzung von gestiegenen Bezugskosten kann deshalb nicht alleiniger Maßstab für die Preisbildung sein." (zit. nach "Energiedepesche" 3/2005)
Bei derart gestiegenen Energiepreisen geraten immer mehr Menschen mit geringen Einkommen in wirtschaftliche Not und können - wie schon 2001 - hohe Nachzahlungen nicht leisten. Ihnen wird dann mit Stromsperre gedroht. Die Mitglieder des Energie-Stammtisches wissen, dass es in Lübeck Menschen - auch Familien mit Kindern - gibt, die wochen-, teils monatelang ohne Strom und/oder ohne Heizung leben müssen. Wir fordern von EWL eine tragfähige Härtefall-Regelung. Da der Sozialsenator Halbedel gleichzeitig Gesellschaftervertreter der Hansestadt Lübeck bei den Stadtwerken ist, sollte dies durchsetzbar sein.
Ein Beschluss des Landessozialgerichts NRW wird wie folgt begründet: "...denn auch die Stromversorgung ist nach heutigem Verständnis eine grundlegende Vorraussetzung der Teilhabe am Leben der Gesellschaft und notwendig für ein menschenwürdiges Wohnen im Sinne von Art. 13 GG."
G. Duske
schließen(04.10.05) Die Kunden der EWL werden mutiger. weiter lesen
Widerstand der Stadtwerke-Kunden wächst
(04.10.2005) Die Kunden der EWL (Stadtwerke) werden mutiger. Seit dem BGH-Urteil, seit der Zusage von Wirtschaftsminister Austermann, die Gaspreis-Erhöhungen prüfen zu lassen, seit dem ermutigenden Teilerfolg der Hamburger Gaskunden und seit der Berichterstattung der LN darüber, wehren sich immer mehr Lübecker gegen die hohen, wahrscheinlich überhöhten Gas- und Fernwärmepreise.
Wir vom "Energie-Stammtisch" im Bund der Energieverbraucher erhalten täglich mehrere Anrufe von Stadtwerke-Kunden, die sich wehren wollen. Aber viele haben Angst, die Stadtwerke könnten ihnen Gas- und Fernwärme abschalten. Diese Angst ist unberechtigt. Wir raten ihnen gerne, wie sie sich ohne rechtliches Risiko und ohne die Gefahr einer Liefersperre gegen die Preiserhöhungen zur Wehr setzen können. Der Energie-Stammtisch hat seit drei Jahren Erfahrungen gesammelt, wie man die Stadtwerke zu durchschaubaren Abrechnungen und nachvollziehbarer Preisbildung bewegen kann. Zu besser nachvollziehbaren Abrechnungen waren die Stadtwerke erst nach einem Gerichtsurteil bereit.
Wir wollen aber nicht nur Transparenz der Abrechnungen sondern auch Transparenz der Preisbildung! Es gibt keinen freien Markt bei Gas- und Fernwärmeversorgung. Die Kunden der EWL können nicht - wie beim Strom - den Versorger wechseln. Daher bedürfen die Preise einer Kontrolle. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke, bestehend aus CDU-, Betriebsrats- und Gewerkschaftsmitgliedern übt diese Kontrolle leider nicht im Interesse der LübeckerInnen aus. Deshalb müssen die Kunden und Kundinnen sich selber wehren. Wer dafür Rat und Unterstützung sucht, ist herzlich eingeladen zum Energie-Stammtisch vom Bund der Energieverbraucher.
G. Duske
schließen(10.03.05) Der hohe Ölpreis der vergangenen Monate führt zu einem weiteren Anstieg der Gaspreise in der Hansestadt Lübeck. weiter lesen
Pressemitteilung der Stadtwerke Lübeck: Hoher Ölpreis drückt Gaspreis nach oben
(10.03.2005) Der hohe Ölpreis der vergangenen Monate führt zu einem weiteren Anstieg der Gaspreise in der Hansestadt Lübeck. Sie steigen zum 1. April um 0,15 Cent je Kilowattstunde. Für einen typischen Familienhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr bedeutet dies eine Mehrausgabe von 34,80 Euro.
"Zwar sind die Ölpreise im Februar wieder gesunken, durch den zeitlichen Versatz, mit dem die Gaspreise der Entwicklung des Ölpreises folgen, schlagen die hohen Preise für Rohöl im Winter noch voll auf den Gaspreis durch", erläutert Kurt Kuhn, Geschäftsführer der Energie und Wasser Lübeck GmbH (EWL) die Preisanpassung. Die Spitze sei damit allerdings überschritten. Mit Beginn der Heizsaison im Herbst/Winter 2005 können sich die Verbraucher durch den Automatismus der Preisbindung dann ebenfalls auf sinkende Gaspreise einstellen, wenn der Ölpreis weiter sinke, so Kuhn.
Zudem kündigte er neue Produkte an, die für die Gaskunden weitere Alternativen bieten. "Im sowohl regional als auch im Bundesvergleich liegen wir bereits sehr günstig. Mit dem Einstieg von DONG, sind wir in der Lage, diese Positionierung nachhaltig zu festigen. Durch unseren neuen Partner sind wir in der Lage, unsere Produktpalette weiter zu differenzieren und den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden noch besser anzupassen", sagte Kuhn.
Noch im Laufe des Jahres werde die EWL ein Festpreisangebot für Gas in Lübeck einführen. Mit diesem Produkt haben Kunden dann unabhängig von der Ölpreisentwicklung eine Preisgarantie über einen längeren Zeitraum, so Kuhn.
EWL / Stadtwerke Lübeck
schließen(30.06.04) zum Geschäftsbericht 2003 der Stadtwerke Lübeck weiter lesen
Bericht des Konzernaufsichtsrates
zum Geschäftsbericht 2003 der Stadtwerke Lübeck
(30.06.2004) Der Aufsichtsrat ist während des Geschäftsjahres von der Geschäftsführung regelmäßig über die Entwicklung und Lage des Unternehmens sowie über wesentliche Geschäftsvorgänge informiert worden.
Anhand der Berichte und erteilter Auskünfte hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung überwacht, alle Maßnahmen, die nach Gesetz und Satzung der Zustimmung des Aufsichtsrates bedürfen, sowie sonstige Geschäftsvorgänge von besonderer Bedeutung ausführlich erörtert und sich von der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung überzeugt.
Der Aufsichtsrat hat im Rahmen seiner satzungsmäßigen Zuständigkeit die ihm obliegenden Entscheidungen getroffen.
Der Jahresabschluss und der Lagebericht sowie der Konzernabschluss und der Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2003 wurden von der als Abschlussprüfer bestellten Wibera Wirtschaftsberatung AG geprüft und mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen.
Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss, den Konzernabschluss und das Ergebnis der Jahres- und Konzernabschlussprüfung zustimmend zur Kenntnis genommen.
Nach vorangegangener eingehender Prüfung erklärt er sich mit dem Jahreskonzernabschluss der Stadtwerke Lübeck GmbH einverstanden.
Der Geschäftsführung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der im Konzern zusammengefassten Unternehmen dankt der Aufsichtsrat für ihren Einsatz und die erfolgreiche Arbeit.
Lübeck, im Juni 2004
Der Aufsichtsrat - Klaus Petersen als Vorsitzender
Etappensieg für den Verbraucherschutz weiter lesen
Etappensieg für den Verbraucherschutz
In Lübeck waren fast 20.000 Bürger in den Jahren 2000 und 2001 von einer Kostenexplosion der Fernwärmepreise betroffen. Mittlerweile wurden die Tarife zwar gesenkt. Es gibt aber noch zahlreiche überhöhte und unbezahlte Fernwärmerechnungen insbesondere aus 2001.
Von Gunhild Duske und Holger Vödisch
(08. April 2004) Der Fernwärme-Stammtisch, eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen mit circa 20 Mitgliedern des Bundes der Energieverbraucher, hatte aus Spendenmitteln ein Musterverfahren gegen den Fernwärmeversorger EWL finanziert und durch die Moderatorin der Gruppe Ex-Senatorin Gunhild Duske und dem Mitglied Dipl. - Ing. Dieter Baganz in Zusammenarbeit mit Rechtsanwalt Holger Vödisch das Verfahren geführt.
Gunhild Duske
Die mit der Sache befasste Richterin entschied, dass die von der EWL vorgelegten Rechnungen nicht nachvollziehbar sind. Dem Fernwärmeversorger stehen daher keine Ansprüche aus den erstellten Rechnungen zu. Lediglich die bereits ohne Vorbehalte bezahlte Rechnung des Jahres 2000 behält Gültigkeit.
Holger Vödisch
Die vor dem Amtsgericht Lübeck eingereichte Klage wollte gerichtlich feststellen lassen, dass der beklagten EWL aus den vorgelegten Rechnung für die Jahre 2000, 2001 und 2002 keine Ansprüche zustehen. Die Klagebegründung stützte sich dabei auf drei Pfeiler:
- mangelnde Transparenz der Abrechnung,
- untaugliche Preisführungsgrößen in den Preisgleitklauseln und
- Unangemessenheit der Preise.
Im Urteil vom 8. April 2004 (Aktenzeichen 28 C 3336/03) stellte das Gericht die mangelnde Verständlichkeit der Abrechnung fest, da die maßgeblichen Berechnungsfaktoren nicht vollständig und nicht in verständlicher Form ausgewiesen waren. Die Rechnung sei daher nicht fällig.
Dieses Urteil sollte allen Mut machen, NEIN zu sagen, wenn eine Rechnung unverständlich ist oder ungerecht erscheint.
Einspruch einlegen!
Sie sollten gar nicht oder nur unter schriftlich erklärtem Vorbehalt zahlen.
- Hilfreich ist es, sich mit Nachbarn und anderen Betroffenen zusammenzutun und Fachleute hinzuzuziehen sowie sich dem Bund der Energieverbraucher anzuschließen.
- Einschüchterungsversuchen widerstehen! Ehe die Rechnung nicht erklärt und geklärt ist, halten Sie Stand gegenüber wiederholten Mahnungen und Androhung von Liefersperre oder Einschaltung von Inkassobüros.
- Verhandlungen mit Stadtwerken und / oder Wohnungsunternehmen sind sinnvoll und oft auch erfolgreich.
- Kommunalpolitiker einschalten!
- Örtliche Presse gewinnen, denn leider reagieren Politik und Versorgungsunternehmen erst auf öffentlichen Druck.
- Klage als letztes Mittel. Wer rechtsschutzversichert ist, hat gute Chancen, die Unterstützung der Versicherung zu bekommen.
- Gute Nerven braucht jeder, der abwarten will, bis das Versorgungsunternehmen die ausstehenden Beträge einklagt. Das ist oft erfolgreicher und einfacher als eine eigene Klage.
Überhöhte und undurchsichtige Fernwärmeabrechnungen der EWL-Lübeck betrafen 20.000 Familien.
In Lübeck waren fast 20.000 Familien von den überhöhten Preisen betroffen, Anderswo sind es vielleicht noch mehr, denn das Problem besteht an vielen Orten in Ost- und Westdeutschland. Bei der Preisgestaltung herrschen mancherorts Wildwest-Methoden.
Es gibt keinerlei Preisaufsicht, obwohl es sich bei der Wärmeversorgung um einen Bereich der Daseinsvorsorge mit regional oder überregional monopolistischen Strukturen handelt. Hier ist also noch ein großer weißer Fleck auf der Agenda des Verbraucherschutzes.
schließenDer Kampf um gerechte Fernwärmepreise in Lübeck geht weiter. weiter lesen
Die unendliche Geschichte: Fernwärme-Protest dauert an
Der Kampf um gerechte Fernwärmepreise in Lübeck geht weiter.
Von Gunhild Duske
(5. März 2004) - Als im Sommer bis Dezember 2002 die Fernwärme-Abrechnungen für 2001 zugestellt wurden, herrschte blankes Entsetzen bei Lübecker Familien und Singles. Zwischen 1999 und 2001 waren die Wärmekosten förmlich explodiert, in einigen Fällen um 240 Prozent gestiegen.
Einzelne Betroffene protestierten, Mietergruppen sammelten Unterschriften und schalteten die Presse ein. Bei einer Bürgerversammlung wurden die Betroffenen von EWL (Energie & Wasser Lübeck GmbH) und Vertretern der Wohnungsunternehmen mit zwei Erklärungen abgespeist:
- Hohe Ölpreise im zweiten Halbjahr 2000 wirkten sich auf den Fernwärme-Preis in 2001 aus,
- Extremfälle der Kostensteigerung seien durch verschwenderisches Verhaltenselbst zu verantworten.
Aber die Betroffenen wussten: Ihr Verbrauchsverhalten hatte sich nicht wesentlich geändert.
Das Schlichtungsverfahren
Eine Schlichtungsvereinbarung zwischen EWL und dem Bund der Energieverbraucher wurde ausgehandelt und von beiden Seiten unterzeichnet. Zwar scheiterte die Schlichtung, weil EWL die Rechnung für 2001 nicht herabsetzen wollte. Immerhin hatte man durchsetzen können, dass die FW-Preise rückwirkend für 2002 gesenkt wurden und künftig statt der halbjährlichen eine vierteljährliche Preisanpassung erfolgt.
Stadtteilsprecher beim Stammtisch am 18. November 2003. Von links: Peters, Stephan, Liidl, Rienau, Duske, Beckmann, Aumüller, Lidl, Weber.
Der Fernwärmestammtisch
Parallel zum Schlichtungsverfahren etablierte sich der "Fernwärme-Stammtisch", eine Arbeitsgruppe aus Stadtteilsprechern und Betroffenen. Eine gut gelaunte, kämpferische Runde, die inzwischen mehr als 30 Mal zusammentraf, ein für alle offener Kreis von 30 bis 80 Interessierten, der sich mit Referaten von Fachleuten und Vorträgen aus den eigenen Reihen weiterbildet.
Gemeinsam können die Mitglieder des "FW-Stammtisches" auch viel Unbill abwehren: zum Beispiel die Drohungen einer Liefersperre durch EWL. Alle Zahlungen wurden von den Stammtisch-Mitgliedern nur noch unter Vorbehalt oder gar nicht geleistet.
Sie forderten und fordern die Aufklärung der wirklichen Ursachen der Kostenexplosion und Benennung der Verantwortlichen in Briefen und Pressemitteilungen an die Kommunalpolitiker aller Fraktionen. Leserbriefe und Einwohnerfragen in Bürgerschafts-Sitzungen hielten das öffentliche Interesse wach.
"Wenn Mieter meutern ..."
Jenseits aller Öffentlichkeit schwelt und tobt auch ein Machtkampf zwischen Wohnungsunternehmen und EWL. Die vier großen Wohnungsunternehmen der Stadt sind auch die größten Kunden der EWL. Sie gewährleisten die Anschlussdichte, die die Investitionen ins Fernwärmenetz wirtschaftlich machen. Die Wohnungsunternehmen haben den EWL ihre längst abgeschriebenen Heizzentralen übergeben, sich selbst von Aufgaben und Pflichten entlastet, aber damit die Mieter mehrbelastet.
Dabei ist die Wärmelieferung Bestandteil der meisten (älteren) Mietverträge! Dass in vielen dabei die Grenzen des rechtlich Zulässigen weit überschritten wurden, ist offensichtlich (vergleiche dazu die Beitrag auf Seite 10 und 12). In einem besonders krassen Fall klagt ein Betroffener gegen die EWL vor dem Amtsgericht. Auf das Urteil darf man gespannt sein.
Ist die Fernwärme schuld?
Die Mieter glaubten zunächst "die Fernwärme ist schuld!" Aber: Kein Richter würde das Auto verurteilen, mit dem jemand einen anderen umgefahren hat, oder das Feuer, das eine Scheune niederbrannte, sondern den Autofahrer oder den Brandstifter.
Die Wohnungsunternehmen hatten ihren Mietern vor Umstellung auf Fernwärme versichert: Das wird für Sie nicht teurer! Sie haben aber zu Lasten ihrer Mieter Verträge unterschrieben, aus denen sie hätten erkennen können, dass der "Full-Service" der EWL erheblich teurer ist als bisher die reinen umgelegten Brennstoffkosten nebst Wartung und Schornsteinfeger.
Die Härtefall-Liste
Gemeinsam erarbeitete der Stammtisch eine Härtefall-Liste, 30 Gebäude mit extrem hohen Wärmeverbrauch. Ziel war, das Argument der individuellen Energieverschwendung auszuhebeln. Denn bei Liegenschaften von 1.000 und mehr Quadratmetern neutralisiert sich das unterschiedliche Verbrauchsverhalten der Mieter. Spitzenreiter ist ein Haus mit einem Wärmeververbrauch von 344 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr 2001.
Die Härtefallliste wischte EWL vom Tisch mit der Begründung, die Härtefälle entsprächen der Gebäude-Typologie. Dabei sollte die Gebäudetypologie Sanierungsfälle mit extrem hohen Verbräuchen identifizieren. Aber so leicht ist der Stammtisch nicht in die Irre zu führen. Der kämpferische Impuls wird offensichtlich unterschätzt. Denn aussitzen können die Verantwortlichen das Problem nun nicht mehr.
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