RWE in der Kritik
(23. April 2007) Am 18. April 2007 fand die Hauptversammlung von RWE statt. Im Vorwort zum Geschäftsbericht 2006 ("Investition in Innovation und Wachstum") schreibt der Vorstandsvorsitzende Harry Roels: Leider sind konstruktive Gespräche angesichts des Unmuts über hohe Energiepreise, für die ich persönlich Verständnis habe, eher die Ausnahme".
Die Kurs der RWE-Aktie stieg innerhalb eines Jahres um 37%, der DAX um 22%. Der Vorstand wurde für diese Kursteigerung belohnt mit Sonderzahlungen in Höhe von 19 Mio. Euro, davon erhielt der Vorstandsvorsitzende allein 8,3 Mio.
Zur Jahreshauptversammlung des Essener Energiekonzerns am 18. April legt die Umweltorganisation urgewald eine kritische Bilanz der Konzernpolitik von RWE vor "Investitionen in Ineffizienz und Wahnwitz" und kündigt Proteste vor der Hauptversammlung an. Download RWE-Studie von Urgewalt
"RWE steht wegen Atomkraft, Klimafragen und seiner Preispolitik immer wieder in der Kritik. Wir haben uns nun entschlossen, zum ersten Mal eine umfassende Konzernbilanz zu ziehen und die einzelnen Kritikpunkte in einem Gegenbericht zum RWE Geschäftsbericht zusammen zu bringen. Wir betrachten dort nicht nur die Konzernpolitik in Deutschland, sondern haben auch geprüft, wo und wie RWE in anderen Ländern agiert", erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald.
Dabei stellt urgewald fest, dass bei dem Konzern, der seine Arbeit unter dem Titel "Innovation und Wachstum" präsentiert, zukünftig vor allem der CO2-Ausstoß wächst. Denn er plant neue Kohlekraftwerke, von denen besonders das Braunkohlekraftwerk Neurath zum Klimakiller wird, da es nach Fertigstellung jährlich mehr als 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft blasen wird. "Die Behauptung, dass der Konzern bei der Laufzeitverlängerung für sein altes AKW Biblis A den Klimaschutz im Blick hat, wird damit zum reinen Hohn. Tatsächlich will er mit dem Weiterbetrieb von Deutschlands ältestem AKW Geld scheffeln, auf Kosten der Sicherheit", konstatiert Regine Richter, Energieexpertin von urgewald.
Auch im Strombereich findet die Organisation nichts Gutes: "RWE gebärdet sich als Platzhirsch, der anderen Anbietern das Leben schwer macht. So verhindert RWE fairen Wettbewerb und tut alles, um die verkrusteten Strukturen im derzeitigen Stromsystem zu halten", sagt Trudel Meier-Staude, Energieexpertin von projekt 21plus, die beim Gegenbericht kooperiert hat.
Im Ausland betreibt der Essener Konzern seine fossil-atomare Energiepolitik ebenso. In Rumänien etwa bewirbt er sich für den Bau von zwei Atomkraftwerksblöcken in einem Erdbebengebiet. Und nach Russland exportiert RWEs Beteiligungstochter Urenco radioaktiven Abfall, wie die für die Hauptversammlung angereiste russische Umweltaktivistin Alisa Nikulina kritisiert: "Statt ihn in Deutschland zu entsorgen, schiebt die Urenco ihren radioaktiven Abfall nach Russland ab. In Sibirien wird er dann in rostenden Containern unter freiem Himmel und ohne Rücksicht auf die Gefahren für die Bevölkerung gelagert. Wenn unsere Städte zur radioaktiven Müllkippen werden, trägt hierfür auch RWE die Verantwortung. "
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