Wirtschaften im Kreislauf mit der Natur
Egal, ob es um eine Tafel Schokolade geht oder um ein weltumspannendes Problem wie den Energiebedarf: Banal gesagt, führt nur ein Weg zum Erfolg, nämlich mit dem zu arbeiten, was die Natur bietet. Dabei geht es darum, in einem positiven Kreislauf mit der Umwelt zu wirtschaften. Man nennt das heute nachhaltig.
Von Alfred T. Ritter
(1. September 2008) - Nachhaltigkeit erfordert vom Menschen die Tugend des Anstands: Den Anstand zu haben, so zu wirtschaften, dass es den Menschen gut bekommt, dass es unserer Umwelt gut bekommt, dass zukünftige Generationen in dieser Welt gut leben können. Anders ausgedrückt, bedeutet nachhaltiges Handeln den Anstand zu haben, mit unserer Umwelt so umzugehen, dass die Welt nicht unmäßig ausgebeutet beziehungsweise verseucht wird, wie das beim Gebrauch von fossilen Energien oder bei der Nuklearenergie der Fall ist. So zu wirtschaften, dass nicht der Kampf um die beschränkt vorhandenen Ressourcen zwischen den Menschen provoziert wird.
Wir müssen in unserer Gesellschaft das Verständnis dafür wecken, dass es beim nachhaltigen Handeln um das Glück der kommenden Generationen geht. Diesen Bewusstseinswandel müssen wir im 21. Jahrhundert erreichen, denn wir alle wollen leben.

Alfred T. Ritter ist Geschäftsführer der Ritter-Sport Schokoladenfabrik und Mitbegründer und Hauptgesellschafter der Paradigma Energie- und Umwelttechnik GmbH, sowie "Öko-Manager des Jahres" 1997 und erhielt 2000 das Bundesverdienstkreuz, hier im Gespräch mit Dr. Aribert Peters
Es ist jetzt 20 Jahre her, dass es in Tschernobyl zu einem dramatischen Unfall kam. Damals konnte Ritter Sport für die Produktion seiner Voll-Nuss-Sorten keine unverstrahlten Haselnüsse mehr finden. So kam mir der Gedanke zur Gründung der Solarfirma "Paradigma": Wir verfolgen seither ein ehrgeiziges Ziel: die Atomenergie überflüssig zu machen und dort, wo man am meisten Primärenergie sparen kann, nämlich beim Verbrauch von Energie für Heizung, durch Solarenergie zu ersetzen. An so tolle Erfindungen wie zum Beispiel Holzpelletsheizungen haben wir 1988 noch nicht gedacht. Der Einsatz von Holzpellets in vollautomatischen Heizungen ist ein riesiger und entscheidender Schritt auf dem Weg zur vollregenerativen Heizung. Und die brauchen wir dringend, schließlich ist die Problematik der Energieversorgung heute aktueller denn je.
Denn: Was Zukunftsforscher schon lange vorausgesagt haben, ist Realität geworden. Die Kriege und Machtkämpfe um Öl und Gas werden bedrohlicher: Ob Georgien, Tschetschenien, Irak oder Darfur, es ist schon recht normal geworden, für fossile Energieträger zu morden. Parallel dazu nimmt der Energiehunger der Menschen immer schneller zu. China und Indien werden reicher und auch die Menschen dort wollen nun Autos, gekühlte Lebensmittel und Wohnungen, Fernsehgeräte und Waschmaschinen. Zudem wächst die Reiselust und die Mobilität der Menschen in den wohlhabenden Ländern in erstaunlichem Maße - Energieverbrauch, wohin man blickt.
Ausgerechnet angesichts dieser Situation startet die Bundesregierung die unsägliche Diskussion um eine mögliche Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke in Deutschland. Sie nimmt damit den Unternehmen, die in Regenerativkraftwerke oder in Energieeffizienz investieren wollen, die Planungssicherheit. So vergeht für unser Land die Zeit ungenutzt, wir verspielen unseren technischen Vorsprung - und letztlich kann es passieren, dass wir die Laufzeiten für die Kernkraftwerke tatsächlich verlängern müssen, weil wir es versäumt haben, rechtzeitig in Alternativen zu investieren. So häuft sich weiter Atommüll an, den man 20.000 Jahre lang bewachen muss. Zur Erinnerung: Seit der Geburt von Jesus sind gerade mal nur zehn Prozent dieser Zeit verstrichen - und es hat sich politisch einiges bewegt, das die konstante Erfüllung einer solchen Aufgabe unmöglich gemacht hätte.
Je mehr Häuser auf regenerative Energie umrüsten, desto stärker sinkt unsere Abhängigkeit von Öl und Gas. Es gibt leider immer noch Menschen, die behaupten, es wäre unmöglich, unseren Bedarf vollständig auf regenerative Energie umzustellen. Das sind die Prediger des Untergangs. Es wird gehen, denn es ist eine Überlebensfrage. Und wir Menschen werden nicht in unseren Untergang einwilligen. Wir werden stattdessen ein hohes Maß an Intelligenz und Kreativität aufbringen, um das Blatt zu wenden.
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