Kohlekraftwerke kommen und gehen
Von Louis-F. Stahl
(23. Februar 2021) Im Jahr 2021 sollen im Zuge des Kohleausstiegs elf Kohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Der Energiekonzern Vattenfall konnte allerdings nicht bis zum Jahreswechsel warten und hat das seit Jahren defizitäre Kohlekraftwerk Moorburg bereits im Dezember 2020 vom Netz genommen. Das Kraftwerk wurde erst vor nicht ganz fünf Jahren in Betrieb genommen und zählt zu den größten und modernsten Kohlekraftwerken in Europa. Vattenfall hatte die Rechnung aber ohne die wehrhaften Hamburger Bürger gemacht, denen Vattenfall das Kraftwerk gegen alle Widerstände ins Herz der Stadt an die Elbe setzte. Bis zum Europäischen Gerichtshof wurde der Streit getragen, der im April 2017 die Genehmigung für teilweise rechtswidrig erklärte, woraufhin Vattenfall der Elbe kein Kühlwasser mehr entnehmen durfte. Auch die Wärme des Kraftwerks wollten die Hamburger für ihr Fernwärmenetz nicht mal geschenkt haben – und so entging Vattenfall neben einer eigentlich eingeplanten Vergütung für die Abwärme auch noch die lukrative KWK-Prämie für das Kraftwerk. Der rund 3 Milliarden Euro teure Kraftwerksbau wurde seither von Umweltschutzverbänden als teuerste Investitionsruine Norddeutschlands bezeichnet.
Im Gegensatz zu Hamburg gibt es in Nordrhein-Westfalen noch politischen Rückhalt für die klimaschädliche Kohleverstromung. Nicht zuletzt dank der Unterstützung des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet wurde vom Bund die Genehmigung zur Inbetriebnahme des Kraftwerks Datteln 4 sogar nach dem Beschluss des Kohleausstiegs erteilt und das Kraftwerk im Mai 2020 ans Netz gebracht (siehe ED 2/2020, S. 9). Vor der Inbetriebnahme lobte Laschet das neue Kohlekraftwerk als Beitrag zur „Reduktion von CO2-Emissionen“ und forderte mehr „Verstand und Rationalität“ in der „emotionalen Debatte“ über den Kohleausstieg. Laschet wurde danach im Januar 2021 zum Parteivorsitzenden der CDU gewählt. Angesichts des politischen Rückhalts ist sich Kraftwerksbetreiber Uniper sicher, dass „Datteln das letzte Kohlekraftwerk sein wird, das in Deutschland vom Netz geht. Wir wollen Datteln bis 2038 laufen lassen“, sagte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck zuletzt gegenüber der Rheinischen Post.
DIW: Braunkohle nicht systemrelevant
(6. Januar 2014) Braunkohle sei für die deutsche Energiewirtschaft nicht systemrelevant, so das Fazit des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, aus der Zusammenfassung seiner Arbeiten zur Braunkohlewirtschaft. Nehme man die Regierungsziele in Bezug auf die Energiewende ernst, habe die Braunkohle weder aus umweltpolitischer noch aus wirtschaftlicher Perspektive eine Zukunft im deutschen Stromsystem.
Angesichts des Scheiterns der saubereren Braunkohlenverstromung durch CO2-Abscheidung und –Speicherung (CCS) sei Braunkohle auf lange Zeit der mit Abstand CO2-intensivste Energieträger und trage ursächlich dazu bei, dass die Vermeidungsziele für 2020 nicht erreicht werden.
Die Nutzung der Braunkohle sei auch aufgrund fehlender Flexibilität inkompatibel mit einem auf erneuerbaren Energien basierten Stromsystem. Angesichts der aktuellen Überkapazitäten sei selbst nach dem endgültigen Atomausstieg die Versorgungssicherheit nicht gefährdet, so das DIW. Die Einführung von Kapazitätsmärkten sei nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv. Neue Tagebaue seien aus energiewirtschaftlichen Gründen überflüssig, das gelte für die laufenden Verfahren bei Garzweiler II und WelzowSüd.
Segment-ID: 14300Kraftwerks-Standortkarte der Strombörse EEX
(31. Juli 2008)
Für Deutschland und Österreich gibt es eine Übersicht aller Großkraftwerke, die an der Strombörse gehandelten werden. Zu jedem Standort gibt es Informationen zur Kraftwerksart, Leistung, Betreiber, Baujahr und Laufzeiten.
Informationen zur Strombörse EEX
Segment-ID: 7317
Das Umweltbundesamt erstellte drei Karten zu Kraftwerken in Deutschland und stellte diese auf seine Website. weiter lesen
Karte gesamte Bundesrepublik und Rhein-Ruhr weiter lesen