Zehn Jahre Solarschule: eine Erfolgsgeschichte
Die Schulbank drücken, um in Sachen Solarenergie auf dem neuesten Stand zu sein: Seit 1995 zählten die zehn Solarschul-Standorte des Bundes der Energieverbraucher mehr als 5.000 Teilnehmer in ihren Fortbildungskursen. Der Bund der Energieverbraucher legt die Federführung ab 2006 in kompetente Hände, um mehr Zeit andere Aufgaben zu haben.
(15. März 2006) - Im Jahr 1995 war nach einem Jahr nicht nur das Phönix-Projekt mit seinen günstigen Anlagenpaketen direkt vom Hersteller ein Renner. Auch die zunächst improvisierte Ausbildung zahlreicher Berater, die dem Laien beim Selbstbau Unterstützung bieten, traf auf reges Interesse. Eine Klausurtagung 1995 legte das Fundament für eine ganz neue Qualifikation, die in einem viertägigen Intensivkurs erworben werden kann. Stammkundschaft waren alle, die im Phönix-Projekt als Berater tätig werden wollten - fast eine ganze Generation von Solarexperten. Mit der "Deutschen Solarschule" wollte der Bund der Energieverbraucher über das Phönix-Projekt hinaus eine produktneutrale bundesweite Basisqualifikation zur Solarenergie etablieren.
Verheerende Unkenntnis
Hauptgrund für die Ausbildungsoffensive war jedoch das verheerend schlechte Informationsniveau der Öffentlichkeit: "99 Prozent der Bevölkerung kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Sonnenwärme und Solarstrom", konstatierte Theo Graff, einer der Initiatoren, anlässlich der Gründung der Schule. Aufklärungsbedarf bestand für praktisch alle Berufe - vom Dachdecker bis zum Sanitärinstallateur.
Praktische Ausbildung am Modelldach
Jeder kann teilnehmen
Aus diesem Grund war und ist die Teilnahme für Jeden und Jede möglich: ob Physiklehrer oder Architektin, Elektromeister oder Schornsteinfegerin: fachübergreifend sollten sich möglichst viele Planer, Bauhandwerker, Energieberater oder Ausbilder qualifizieren und das erlangte Know-how weitergeben. 32 intensive Unterrichtsstunden zu physikalischen und technischen Grundlagen, Anlagenauslegung, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Marketingwissen, dazu Praxis und Sicherheitsstandards haben´s jedoch in sich, so dass längst nicht jeder auch noch zur Abschlussprüfung antreten mag. Doch erst nach bestandener Prüfung erhält man den Titel "Solarberater" oder "Solarfachberater", abhängig von der beruflichen Vorerfahrung. Denn mehrjährige Praxis kann und soll der Crash-Kurs nicht ersetzen.
Auch Photovoltaik im Angebot
Ergänzend zum Kurs Solarthermie gesellte sich ab 1997 eine Ausbildung zum Thema Photovoltaik. In den kommenden Jahren erwuchsen aus den Selbstbausätzen von Phönix zwei mittlerweile florierende völlig unabhängige Aktiengesellschaften für Thermie und Solarstrom.
Initialzündung
5.000 geprüfte Solarfachberater tragen allenthalben dazu bei, dass Ansehen und Verbreitung der Solarenergie weiter steigen, bei ausführenden Betrieben ebenso wie in der Kommunalpolitik und der Bauwirtschaft. So planen frühere Teilnehmer heute bei Stadtwerken "Solar lokal"-Aktivitäten, andere beraten Landwirte oder gründen Unternehmen", berichtet Werner Kiwitt von Deutschlands nördlichster Solarschule in Glücksburg/Ostsee. "So wie das deutsche Energieeinspeisegesetz über die große Akzeptanz in der Bevölkerung zum Erfolg führte und nun international kopiert wird, hatten wir in unseren Solarschul-Kursen bereits Teilnehmer aus Spanien, Nicaragua und Sri Lanka. Das sind nachhaltige Initialzündungen, nicht zuletzt zurückgehend auf die Initiative des Bund der Energieverbraucher."
Ausbildung geht weiter
Von daher gehört sicherlich ein lachendes wie ein weinendes Auge dazu, wenn Aribert Peters, einer der Solarschulväter, nach zehn Jahren konstatiert: "Die Solarschul-Ausbildungsmaterialien wie der DGS-Leitfaden und die Koordination sind bei der DGS Berlin, einer Solarschule der ersten Stunde, in besten Händen. Dadurch gewinnt der Bund der Energieverbraucher mehr Luft für andere Aufgaben."
Werner Kiwitt, Zentrum für nachhaltige Entwicklung, www.artefact.de
Die Solarschulkurse werden weiterhin an fünf Standorten angeboten. Ein 32-stündiger Kurs kostet 395 Euro zuzüglich Unterrichtsordner.