Gasherd ohne Erdgasanschluss?
(17. September 2003)
Frage:
Lieber Infodienst,
ich ziehe demnächst um in eine Wohnung ohne Gasanschluss, möchte jedoch gerne einen Gasherd benutzen.
Ist es möglich und erlaubt und macht es Sinn, Propangas aus Flüssiggasflaschen einzusetzen?
Wenn ja, was muss ich beachten?
Über Tipps und Informationen wuerde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Sprick
Antwort
von Klaus Michael, Niedrig Energie Institut GbR, Rosental 21, 32756 Detmold
Tel 05231 - 390 747
Fax 05231 - 390 749
www.NEI-DT.de/
Gasflaschen bis 11 kg Größe darf man grundsätzlich in Häusern, also auch in Küchen aufstellen. In einer Mietwohnung sollte man vorher den Mietvertrag durchlesen, ob er abweichende Regelungen enthält. Unzulässig sind Gasflaschen in Kellern, da dort das (schwerere) Gas im Störfall nicht nach unten wegfließen kann, sondern sich sammeln kann. Das Explosionsrisiko langsam auslaufenden Flüssiggases in Häusern ist nicht zu unterschätzen. Daher sind Gasflaschen oft außerhalb des Hauses montiert, weil so immer genügend Außenluft zur Verdünnung bereit steht.
Die Leitung (Schlauch oder Rohr) von der Flasche zum Herd muss von einem örtlich zugelassenen Gas-Installateur verlegt werden. Ein Gummi- oder Kunststoffschlauch darf nicht hinter dem heißen Herd und sollte nicht um scharfkantige Ecken verlaufen. Auch Reparaturen an Schlauch oder Druckreduzierventil sollte ein Fachmann ausführen. Den Flaschenwechsel kann man selbst machen.
Zur Koch- und Backqualität von Gasherden: Beim Kochen finde ich Gas selbst aus langer Erfahrung überlegen, weil man die Temperaturen des Kochguts sehr gut regulieren kann. Kocht z.B. die Milch über, muss man nicht den Topf wegreißen, sondern nur die Flamme klein stellen, da die Reaktion sofort eintritt.

Bzgl. Backen habe ich wenig Erfahrung, da ich wenig backe. Die Erfahrung meiner sehr gut backenden Tante besagt, dass ein E-Backofen vorzuziehen wäre, weil hier die Temperaturverteilung besser regelbar sei. Sie hat einen E-Backofen mit Gas-Kochfeld und ist damit sehr zufrieden (ich auch, wenn ich ihren Kuchen esse). Bei Gas-Backöfen sollte man jedenfalls eine Umluftmöglichkeit haben. Ob ein eingebauter (elektrischer) Grill gewünscht ist, kann man unabhängig davon entscheiden.
Zu den Kosten: Bei unseren Stadtwerken kostet die Füllung einer 11-kg-Flasche z.B. 19,20 €, drei Dörfer weiter beim Dixi-Baumarkt kostet sie 11,49 €. Umgerechnet auf die Kilowattstunde ist ersteres nahezu vergleichbar mit Haushaltsstrom, zweiteres eindeutig günstiger. Wenn man jede Gasflasche mit dem Privatjeep vom 5 km entfernten Laden abholen fährt, kann die Benzinbilanz den Nutzeffekt allerdings wieder beeinträchtigen.
Primärenergetisch und ökologisch ist Gas meist vorteilhafter. Den Effekte darf man aber nicht am Ende der Umwandlungskette wieder kaputt machen. Ein Gasherd sollte z.B. nicht dazu verführen, Kaffeewasser oder Frühstückseier auf dem Gasherd zu erwärmen. Dabei wird viel zu viel Energie für das Erwärmen der Töpfe und bei den Eiern für die Erwärmung des Umgebungswassers vergeudet. Ein elektrischer Heißwasserkocher und ein elektrischer Eierkocher sind hier deutlich sparsamer.
Beim Kartoffelkochen ist Gas energetisch dem Strom bereits überlegen, jedoch liegt das wesentliche Einsparpotenzial in beiden Fällen beim Dampfdrucktopf. Überhaupt gilt: Wer einen Gasherd hat, sollte leichte Töpfe nutzen, um nicht unnötig viel Eisen miterwärmen zu müssen. Die schweren Töpfe braucht nur der E-Herd, weil er plane Unterseiten für die Wärmeübertragung benötigt. Der Gasflamme sind dagegen krumme Topfböden gleichgültig.
Als Wenig-Kocher würde ich beim Neubau heute vermutlich einen E-Herd wählen, meiner Tante würde ich dagegen aus diversen Gründen Ihren Gasherd weiterhin empfehlen und in einer Wohnung mit Gasanschluss würde ich auch jedenfalls einen Gasherd nehmen.
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