Ist Biomassenutzung umweltschädlich?
Die dezentrale Energiebereitstellung, die durch die Erzeugung und Nutzung von Biogas im landwirtschaftlichen
Betrieb besteht, hat erhebliche ökologische Vorteile gegenüber der Energiebereitstellung durch fossile und nukleare Energieträger.
Insbesondere sind die erheblichen Umweltzerstörungen in den Förderländern durch den Abbau und die Umweltbelastungen durch den Transport der konventionellen Energieträger zu benennen.
Die Ökobilanz der Biogasproduktion und -nutzung ist somit im Vergleich zur Strom- und Wärmeproduktion
aus fossilen und nuklearen Energiequellen als ausgesprochen positiv zu bewerten. (Leitfaden Biogas)
„Lebensfeindliche Monokulturen", „Vermaisung"
Mais hat nicht per se einen negativen Einfluss auf die Biodiversität. Eine Untersuchung von Dr. Tillmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover ergab beispielsweise, dass im Maisfeld durch den späten Reihenschluss, die späte Ernte und den geringen Raumwiderstand (gut durchwanderbar) viele Tiere wie Fuchs, Dachs, Feldhase und Vögel zu finden sind. Allein in sehr großen Schlägen nimmt die Artenvielfalt zur Mitte hin ab. Diese findet man im Übrigen häufig in großen Viehhaltungsregionen, beispielsweise in der Region Weser-Ems im westlichen Niedersachsen, in der die Zahl der (maisfressenden) Schweine in diesem Jahr zugenommen hat.
Darüber hinaus gibt es viele Maßnahmen, die den ökologischen Nutzen von Mais deutlich verbessern können. So hat die von Ihnen zitierte Biologin Bernardy herausgefunden, dass z.B. Sonnenblumen im Mais einen sehr positiven Effekt auf den Brutnachweis von für die Ackerflur typischen Vogelarten haben (siehe beigefügte PDF-Datei, Seite 7 untere Grafik). Viele Landwirte bauen auf dem Vorgewende der Maisäcker auch Sonnenblumen an.
Um das Maisfeld noch attraktiver für wildlebende Tiere zu machen, hat der Fachverband Biogas e.V. im vergangenen Jahr das Projekte „Farbe ins Feld" ins Leben gerufen, bei dem Landwirte aufgerufen sind, in und um ihre Ackerflächen Wildpflanzen zu säen, um sowohl die Biodiversität und damit die Attraktivität für Tiere zu erhöhen als auch die optische Wahrnehmung der Felder zu verbessern.
Zudem ist Mais nicht das Ende, sondern vielmehr der Anfang der Fahnenstange. Zahlreiche Hochschulen und Institute forschen seit Jahren mit teilweise gutem Erfolg an Alternativen zum Mais. Die Zuckerrübe beispielsweise hat sich hier als äußerst effektiv herausgestellt, die Durchwachsene Silphie, Topinambur oder Malven sind ebenfalls erfolgversprechende Sorten. Langfristig wird die Biogasnutzung in Deutschland zu einer breiteren Sortenvielfalt auf den Ackerflächen beitragen.
„Pestizidduschen"
Mais hat den geringsten Pflanzenschutzmittel-Index aller Kulturpflanzen. Er wird kurz nach der Aussaat einmal mit einem Herbizid behandelt, danach erfolgt keine weitere Pflanzenschutzbehandlung. Andere Kulturarten, wie der Weizen, werden wesentlich häufiger gespritzt. Für Weizen hat die Studie „Neptun 2000 – Erhebung von Daten zum tatsächlichen Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel im Ackerbau Deutschlands" von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft eine durchschnittliche Häufigkeit von 3,74 Pflanzenschutzmittelbehandlungen ermittelt. Kartoffeln werden im Schnitt 8,56 mal gespritzt. Mit durchschnittlich 1,24 Behandlungen wird der Mais am wenigsten mit PSM behandelt. Darüber hinaus haben die Landwirte in Deutschland die strengen Auflagen des Pflanzenschutzgesetzes zu erfüllen, das die Ausbringung, die Technik, die Überprüfung der Ausbringtechnik und vieles mehr streng regelt.
„Methanschlupf"
Welche Literaturquelle führt einen Methanschlupf von 15 Prozent an? Seriöse Berechnungen von Georg Friedl (Masterarbeit TUM 2009, „Ökonomische und ökologische Analyse von Biogasanlagen") gehen von rund ein bis zwei Prozent Methanschlupf beim Verbrennungsprozess und einem weiteren Prozent diffusen Emissionen aus. Die Gärrestlager der Biogasanlagen, die nach Bundesimmissionsschutz genehmigt sind, müssen seit 2009 abgedeckt sein, ab 2012 gilt diese Abdeckpflicht für alle Biogasanlagen
Lachgas
Entsteht unabhängig von der Biogasnutzung in der Landwirtschaft, selbst beim Ökolandbau. Bei der Berechnung der Klimabilanz einer Biogasanlage ist die Lachgaserzeugung bereits einbezogen. Die Angabe von bis zu vier Prozent ist dabei erheblich zu hoch angesetzt. Realistisch sind die im Text ebenfalls erwähnten 1,25 Prozent. (Quelle: Dr. Stefan Rauh, Doktorarbeit TUM 2010, „Konkurrenz um Biomasse")
Erosionen
Das landwirtschaftliche Fachrecht regelt die Erosionsgefährdung von Böden sowie die Brachlage von Flächen (Bundesbodenschutzgesetz). Häufig werden Felder nicht direkt nach der Ernte umgepflügt, so dass der Boden mit den Resten des Altbestandes bedeckt ist. Die Erosionsgefahr wird damit minimiert. Andere Landwirte arbeiten mit Mulch- oder Untersaat. Häufig wird nach der Maisernte eine Gründüngung (z.B. Weißer Senf oder Phacelia) als Zwischenfrucht gesät. Diese Pflanzen bedecken den Boden bis ins nächste Frühjahr.
Klimabilanz
Eine durchschnittliche Biogasanlage mit einer Leistung von 190 kW spart im Vergleich zu einem konventionellen Kraftwerk im Jahr rund 650 Tonnen CO2 ein (Quelle: Dr. Stefan Rauh, Doktorarbeit TUM 2010, „Konkurrenz um Biomasse"). Eingerechnet sind dabei unter anderem die Substratbereitstellung, der Anlagenbau und die Technik, diffuse Emissionen (zum Beispiel Lachgas) und der Methanschlupf.
Dass Biogasanlagen – wie im Artikel kritisch erwähnt wird - rund um die Uhr laufen, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Förderung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) 2009 nur diese Fahrweise wirtschaftlich zulässt. Der Fachverband Biogas hatte bereits zur EEG-Novelle 2004 gefordert, dass ein Vergütungssystem eingeführt wird, dass denjenigen Biogasanlagenbetreiber belohnt, der den Strom dann ins Netz einspeist, wenn der Bedarf hoch ist. Dieses Element ist von der Politik in den Novellen 2004 und 2009 nicht aufgegriffen worden. Im EEG 2012 sind nun endlich Ansätze enthalten. Den Anlagenbetreibern kann das Versagen der Politik nicht zum Vorwurf gemacht werden. Gerade im Zusammenspiel mit den anderen fluktuierenden erneuerbaren Energien hätte Biogas bereits in den vergangenen sieben Jahren die wertvolle Ausgleichsfunktion wahrnehmen können.
Die Nutzung der in der Biogasanlage anfallenden Wärme ist nicht immer leicht zu realisieren, weil die Biogasanalagen zweckmäßigerweise in der Nähe der Biomasseproduktion im ländlichen Raum errichtet werden, um die Transportwege möglichst kurz zu halten. Mit dem EEG 2009, das die Kontrollen des Umweltgutachters eingeführt hat, sind viele Biogasanlagen mit sinnvollen Wärmekonzepten entstanden. Viele Betreiber haben so genannte Satelliten-Blockheizkraftwerke an Standorten installiert, wo die Wärme optimal genutzt werden kann (z.B. an Schulen, Schwimmbädern, Krankenhäusern). Diese werden per Mikrogasleitungen über Entfernung von bis zu zehn Kilometer mit dem Biogas aus der Biogasanlage betrieben. Der Vorteil gegenüber Wärmeleitungen/-netzen besteht in den wesentlich geringeren Verlusten. Bei den wenigsten Biogasanlagen wird gar kein Anteil der anfallen Wärme genutzt.
Abgesehen davon bleibt in allen Großkraftwerken im Kondensationsbertrieb die anfallende Wärme ungenutzt. Deshalb erreichen Kohlekraftwerke nur einen Wirkungsgrad von 35 Prozent. Eine Biogasanlage, die nur die Wärme zur Beheizung des eigenen Fermenters nutzt, erreicht bereits einen Wirkungsgrad von über 40 Prozent. Hier wird zwischen Biogas und konventioneller Energieerzeugung mit zweierlei Maß gemessen. Das EEG 2012 fordert nun für Neuanlagen eine Mindestwärmenutzung von 60 Prozent, die mit Inbetriebnahme ab dem 01.01.2012 erfüllt werden muss.
Wenn am Ort der Biogasanlagen nicht eine Wärmenutzung von 40 bis 50 Prozent realisiert werden kann, ist es vorteilhaft, das Biogas zu Biomethan aufzubereiten und ins Erdgasnetz einzuspeisen. An geeigneter Stelle mit hohem Wärmebedarf wird das Biomethan wieder aus dem Netz entnommen und in Strom und Wärme umgewandelt werden kann. Damit lässt sich eine optimale Wärmenutzung realisieren.
Quelle: Fachverband Biogas
Segment-ID: 12069