Urteil des Landgerichts Dortmund vom 27. April 2011
Az: 8 O 473/10
Die Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. gegen die von der Gelsenwasser AG verwendeten AGB-Klauseln ist erfolgreich.
Die streitgegenständlichen Klauseln betreffen die Preisänderungen in den Gaslieferverträgen. Das Landgericht urteilt, dass diese die Kunden unangemessen benachteiligen und somit gemäß §307 BGB unwirksam sind.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Download Urteil Landgericht Dortmund vom 27. April 2011 - Az: 8 O 473/10
Pressemitteilung der Verbraucherzentrale NRW vom 07. Juli 2011:
Preisänderungsklauseln in Strom- und Gaslieferverträgen
Berufung: Urteil Oberlandesgericht Hamm vom 22. November 2011 - Az: I-19 U 122/11
Segment-ID: 11907Gesetzliche Mindestanforderungen missachtet weiter lesen
Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vom 07. Juli 2011
Preisänderungsklauseln in Strom- und Gaslieferverträgen
Gesetzliche Mindestanforderungen missachtet
Energieversorger halten sich im Kleingedruckten ihrer Sonderverträge nicht einmal an die vagen Preisanpassungsregeln der Strom- und Gas-Grundversorgungsverordnung, die der Bundesgerichtshof als Mindestanforderung für die Wirksamkeit von Preiserhöhungen festgelegt hat. Auf Klage der Verbraucherzentrale NRW gegen die Energiehoch3 GmbH sowie die Gelsenwasser AG hat das Landgericht Dortmund jetzt die Anpassungsklauseln der beiden Anbieter für unwirksam erklärt. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt allen Strom- und Gassonderkunden, gegen Preiserhöhungen stets Widerspruch einzulegen, um ihre Rechte zu wahren.
In mehreren Urteilen (von Juli 2009 und Juli 2010) hatte der Bundesgerichtshof (BGH) festgestellt, dass Energieversorger gegenüber ihren Strom- und Gassonderkunden Preise erhöhen dürfen, sofern sie die Preisanpassungsregelungen der Strom- bzw. Gas-Grundversorgungsverordnung (StromGVV bzw. GasGVV) unverändert in die Sonderverträge übernehmen. Bei Stichproben des Kleingedruckten ausgewählter Versorger hatte die Verbraucherzentrale NRW entdeckt, dass einige darin nicht einmal diese Mindestvoraussetzungen erfüllten, sondern sogar die ohnehin nichts sagenden und völlig vagen Mindestregelungen der Verordnung noch übertrumpften: Da wurden "Änderungen der Preise ... erst nach individueller Bekanntgabe wirksam", obwohl eine öffentliche Bekanntgabe mit sechswöchiger Ankündigungsfrist vorgesehen ist. Oder es wurde die Information über Preisänderungen nur per E-Mail als ausreichend erachtet, gleichwohl die GVV eine briefliche Information vorschreibt.
Auf Klage der Verbraucherzentrale NRW gegen die Energiehoch3 GmbH sah das Landgericht Dortmund nun in seinem Urteil vom 14. Januar 2011 (AZ: 25 O 247/11) eine an die GVV (Paragraph 5 Absatz 2) angelehnte Preisänderungsklausel in den Strom- und Gaslieferungsverträgen des Versorgers als unwirksam an. Die Argumentation des Anbieters, dass er seine Kunden lediglich per E-Mail über Preisänderungen informieren müsse, weil dies der gesetzlich vorgeschriebenen brieflichen Information gleich stehe, kassierten die Richter ein. Weil Kunden eine E-Mail leichter als einen Brief übersehen könnten, sei die elektronische Nachricht über die Preiserhöhung nicht als gleichwertig anzusehen. Weil die Klausel zudem auf die öffentliche Bekanntgabe sowie auf die sechswöchige Ankündigungsfrist für Preiserhöhungen verzichte, weiche sie von der gesetzlichen Regelung ab. Darin sah das Gericht eine unangemessene Benachteiligung der Kunden und erklärte die Geschäftsbedingung für unwirksam.
Gegen das Urteil des Dortmunder Landgerichts hat die Energiehoch3 GmbH Berufung beim Oberlandesgericht Hamm eingelegt und dort eine Aussetzung des Verfahrens beantragt, bis der Europäische Gerichtshof (EuGH) in dem Verfahren der Verbraucherzentrale NRW gegen RWE entschieden hat. Dort lassen die Verbraucherschützer derzeit klären, ob Energieversorger die vage Regelung des Paragraphen 5 GasGVV überhaupt in ihre Verträge mit Sonderkunden übernehmen dürfen. Damit steht sogar die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs auf dem Prüfstand: Denn kommt der EuGH zum Ergebnis, dass die verwendeten Klauseln unzulässig sind, wären alle Preiserhöhungen in Sonderverträgen ohne Rechtsgrundlage vorgenommen worden, sodass die Kunden dann Geld zurückverlangen könnten.
Auch in einem parallelen Verfahren gegen die Gelsenwasser AG war die Verbraucherzentrale NRW erfolgreich: Eine dem Kleingedruckten von Energiehoch3 teils gleich lautende Preisänderungsklausel hat das Landgericht Dortmund (Urteil vom 27.04.2011, Az.: 8 O 473/10) jüngst ebenfalls für unwirksam erklärt. Auch darin war keine Verpflichtung zur brieflichen und öffentlichen Bekanntgabe vorgesehen und dort wurde ebenso auf die sechswöchige Ankündigungsfrist für Preiserhöhungen verzichtet. Auch die Gelsenwasser AG hat Berufung eingelegt.
Unter www.vz-nrw.de/musterbrief-gas gibt es bei der Verbraucherzentrale NRW Musterbriefe für den Widerspruch gegen unwirksame Preiserhöhungen.
- .1: BGB § 315.
- .2: BGB § 307.
- .3: BGB 315 für Mieter.
- .4: FAQs zu § 315.
- .5: Urteilssammlung.
- .6: Musterschreiben an Versorger.
- .7: Rechenhilfe Rechnungskürzung.
- .8: Versorgungssperre.
- .9: Einwender-Liste.
- .10: Protestgruppen.
- .11: Prozesskostenfonds.
- .12: Rechtsanwälte.
- .13: Versorger klagt.
- .14: gaspreise- runter.de.
- .15: strompreise- runter.de.
- .16: Geld zurückholen.
- .17: Kartellrecht als Waffe.
- .1: Urteil AG Rheine 23.12.11.
- .2: Beschluss LG München I 22.12.11.
- .3: Urteil LG Dresden 22.12.11.
- .4: Urteil OLG Düsseldorf 21.12.2011.
- .5: Beschluss LG München I 20.12.11.
- .6: Beschluss LG München II 13.12.11.
- .7: Urteil OLG Nürnberg 06.12.11.
- .8: Urteil OLG Hamm 22.11.11 - I-19 U 122/11.
- .9: Urteil OLG Hamm 22.11.11 - I-19 U 51/11.
- .10: Urteil AG Gera 14.11.11.
- .11: Urteil OLG Zweibrücken 14.11.11 - 7 U 177/10.
- .12: Urteil OLG Zweibrücken 14.11.11 - 7 U 148/10.
- .13: Urteil LG Hanau 27.10.11.
- .14: Urteil AG Gelnhausen 24.10.11.
- .15: Beschluss AG Meldorf 21.10.11.
- .16: Beschluss OLG Schleswig 21.10.11.
- .17: Urteil LG Potsdam 14.10.11.
- .18: Urteil AG Esslingen 28.09.11.
- .19: Beschluss LG Bayreuth 22.09.11.
- .20: Urteil LG Wiesbaden 15.09.11.
- .21: Beschluss AG Erlangen 13.09.11.
- .22: Urteil AG Stralsund 08.09.11.
- .23: Beschluss BGH 07.09.11.
- .24: Urteil LG Leipzig 18.08.11 - 04 S 289/10.
- .25: Urteil LG Leipzig 18.08.11 - 04 S 191/10.
- .26: Urteil LG Leipzig 18.08.11 - 04 S 49/10.
- .27: Beschluss BGH 17.08.11.
- .28: Urteil AG Gladbeck 16.08.11.
- .29: Urteil LG Frankenthal 11.08.11.
- .30: Urteil LG Bonn 10.08.11 .
- .31: Urteil AG KW 10.08.11.
- .32: Urteil AG Köpenick 02.08.11.
- .33: Beschluss LG Limburg 01.08.11.
- .34: Urteil OLG München 28.07.11.
- .35: Beschluss LG München II 21.07.11.
- .36: Urteil LG Bonn 20.07.11.
- .37: Urteil AG Lichtenfels 15.07.11.
- .38: Urteil LG Darmstadt 15.07.11.
- .39: Urteil AG Meldorf 14.07.11.
- .40: Urteil BGH 13.07.11 VIII ZR 339/10.
- .41: Urteil BGH 13.07.11 VIII ZR 342/09.
- .42: Urteil AG Halle_Saale 05.07.11.
- .43: Urteil AG Temphf-Kreuzbg 01.07.11.
- .44: Urteil LG Cottbus 30.06.11.
- .45: Beschluss BGH 29.06.11.
- .46: Urteil OLG Oldenburg 22.06.11.
- .47: Beschluss LG Berlin 15.06.11.
- .48: Urteil AG Buxtehude 08.06.11.
- .49: Urteil LG Bonn 08.06.11.
- .50: Beschluss BGH 07.06.11.
- .51: Urteil AG Ettlingen 06.06.11.
- .52: Beschluss AG Charlottenburg 20.05.11.
- .53: Urteil OLG Celle 19.05.11.
- .54: Beschluss BGH 18.05.11.
- .55: Urteil LG Itzehoe 18.05.11.
- .56: Urteil BGH 11.05.11.
- .57: Urteil LG Landau 06.05.11.
- .58: Urteil LG Frankfurt_O 05.05.11.
- .59: Urteil AG Regensburg 04.05.11.
- aktive Seite ist .60: Urteil LG Dortmund 27.04.11.
- .60: Urteil LG Duisburg 21.04.11.
- .61: Urteil LG Chemnitz 20.04.11.
- .62: Urteil LG Frankenthal 20.04.11.
- .63: Urteil LG Bad Kreuznach 14.04.11.
- .64: Beschluss AG Zossen 13.04.11.
- .65: Urteil LG Landau 08.04.11.
- .66: BGH 06.04.11 VIII ZR 273/09.
- .67: BGH 06.04.11 VIII ZR 66/09.
- .68: Urteil AG Euskirchen 01.04.11.
- .69: Urteil AG Grimma 25.03.11.
- .70: Urteil AG Esslingen 23.03.11.
- .71: Urteil LG Köln 16.03.11.
- .72: Urteil AG Schwabach 16.03.11.
- .73: Urteil LG Gießen 14.03.11.
- .74: Urteil LG Frankenthal 09.03.11.
- .75: Urteil AG Strausberg 24.02.11.
- .76: Urteil LG Bamberg 22.02.11.
- .77: Urteil LG Frankfurt_O 22.02.11.
- .78: Urteil AG Stuttgart 17.02.11.
- .79: Urteil LG Berlin 17.02.11.
- .80: Urteil BGH 09.02.11 VIII ZR 295/09.
- .81: Beschluss BGH 09.02.11 VIII ZR 162/09.
- .82: Urteil AG Euskirchen 01.02.11.
- .83: Urteil LG Itzehoe 28.01.11.
- .84: Urteil OLG Celle 27.01.11.
- .85: Urteil AG Tiergarten 24.01.11.
- .86: Urteil LG Dortmund 14.01.11.
- .87: Urteil AG Euskirchen 14.01.11.
- .88: Urteil AG Langen 14.01.11.
- .89: Beschluss LG Lübeck 11.01.11.
- .90: Urteil LG Köln 05.01.11.